Als die Paillard-Werke in Yverdon 1930 die zahlungsunfähige Genfer Aktiengesellschaft Bol übernahmen, hatte das Unternehmen im Bereich der Feinmechanik bereits einen klingenden Namen. Vor allem mit der seit 1914 verbreiteten Hermes- Schreibmaschine – ab Mitte der 1930er sollte die legendäre Hermes Baby folgen – hatte man sich einen Ruf geschaffen, der Qualität und Verlässlichkeit, Präzision und zeit- gemässes Design garantierte. Mit dem Kauf der Handelsmarke Bolex (seit 1924) brachte Paillard den nächsten Klassiker auf den Markt. Ab Mitte der 1930er Jahre wurde die Filmkamera Modell H – erhältlich für verschiedene Filmformate – bereits in grossem Stil ins Ausland vertrieben. In den Anfangs- jahren griffen vor allem Amateurfilmer auf die Bolex zurück, sie war relativ erschwinglich, sehr robust und handlich, was sie auch zu einer idealen Reisekamera machte; allmählich lernten aber auch immer mehr professionelle Filmschaffende die Qualitäten der Kamera schätzen, die Liste der Prominenz reicht bis zu Wim Wenders oder Steven Spielberg. Dennoch blieb die Bolex aus dem Hause Paillard auch immer ein Aushängeschild des Amateurfilms.
Der Übergang von der Werbung zur Würdigung ist dabei fliessend. Die Bolex liegt nicht nur leicht in der Hand, sie erlaubt auch den jeweils ganz partikulären Blick auf die Welt, auf klitzekleine Tiere etwa, auf nur mikroskopisch sichtbare Organismen sogar; mit ihr geht’s aber auch auf Reisen oder in den Urlaub. Was die Filme allesamt deutlich machen, ist, wie unter dem Zeichen einer Kamera, die legendären Status erreichte, auch eine Gemeinschaft von Filmenden zusammengeschlossen wurde.
Film: Bolex – zwischen Drehanleitung und Experimentierlust, 1936-1961, stumm/d Zwischentitel, 128′
Musikalische Begleitung: Wieslaw Pipczynski
Wann 5. Dezember 2018, Film ab 20 Uhr, Bar ab 19 Uhr
Wo: Lichtspiel / Kinemathek Bern